Die Energy-Kids – für ein gewaltfreies und couragiertes Miteinander
Streit und Konflikte gehören zum Alltag dazu. Doch leicht werden aus kleinen Meinungsverschiedenheiten große Streitereien oder handfeste Auseinandersetzungen. Damit Konflikte nicht in Gewalt enden, sondern ein gewaltfreies Miteinander auf dem Schulhof eingeübt wird, gibt es an der Grundschule Enger die Energy-Kids. Sie sind ein gemeinsames Projekt des Ev. Kinder- und Jugendzentrums Enger und der Grundschule. Die AG wird geleitet und begleitet von einer Lehrerin der Schule und Bernd Rammler, Deeskalationstrainer und Leiter des Kinder- und Jugendzentrums.
Die Aufgabe der Energy-Kids auf dem Schulhof teilt sich in die Bereiche „Hofdienst“ und „Bauwagendienst“, in dem jeweils 3 bis 4 Kinder eingebunden sind.
In der großen Pause sind die Kinder des „Hofdienstes“ auf dem Schulhof präsent und greifen bei Konflikten zwischen Schülern vermittelnd ein. So können oft Streitigkeiten durch Gespräche mit den beteiligten Kindern geklärt werden. Die Kinder des „Hofdienstes“ kümmern sich auch um andere Kinder, denen z.B. die Eingewöhnung ins Schulleben schwer fällt oder die aus anderen Gründen traurig sind. Sie sind durch Ausweise und Schärpen als Energy-Kid zu erkennen.
Außerdem geben die Kinder des „Bauwagendienstes“ Spielgeräte für die große Pause aus und verwalten diese.
Nicht zu klärende Konflikte oder besondere Probleme werden im „Ärgerbuch“ notiert. Dieses ist eine wichtige Grundlage für die wöchentlich stattfindenden Treffen der Energy-Kids. Diese Treffen finden mit der begleitenden Lehrerin und Bernd Rammler in den Räumlichkeiten des Kinder- und Jugendzentrums statt. Hier wird Rückschau auf die vergangene Woche gehalten, Probleme werden besprochen, Konfliktsituationen teilweise in Rollenspielen aufgearbeitet und Gesprächsvereinbarungen für die kommende Woche getroffen. In diesen Gesprächen können ungelöste Probleme noch einmal aufgegriffen werden.
Auf ihre Aufgaben als Energy-Kid werden die Kinder langfristig vorbereitet:
Im Frühjahr jeden Schuljahres werden in den 3. Klassen jeweils 6 Kinder (3 Mädchen und 3 Jungen) von der Klasse zum Energy-Kid gewählt. Bis zu ihrem Einsatz nach dem Sommerferien werden sie in einem speziellen Training ausgebildet. Dazu gehören 2 mehrstündige Trainingsmodule, in denen die Kinder sich mit dem Thema Gewalt auseinander setzen. Es geht um die Vorbereitung auf den konkreten Einsatz, um ein Erkennen und Benennen von Konflikten und Gewaltsituationen und eine Überprüfung eigener Positionen zur Gewalt. Ein Modul findet vor, das andere direkt nach den Sommerferien statt.
Ebenfalls vor den Sommerferien begleiten die zukünftigen Energy-Kids die aktuellen, um im „Huckepack-Training“ über 4 bis 6 Wochen hinweg durch Beobachtung und Gespräche auf ihren Einsatz vorbereitet zu werden.
Die Energy-Kids werden auch mit Situationen und Konflikten konfrontiert, deren Bewältigung sie überfordert und die sie an die Grenzen ihrer Interventionsmöglichkeiten bringen. In solchen Fällen schalten sich die verantwortliche Lehrerin und Bernd Rammler ein und nehmen den Energy-Kids die Verantwortung für das Problem ab. Die kontinuierliche Begleitung und Unterstützung durch die Erwachsenen und der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe sind für das Konzept der Energy-Kids wichtig, da sie so die Sicherheit und den Rückhalt erfahren, die sie für ihre Aufgabe benötigen.
Im Sommer 2012 wird das 10-jährige Bestehen des Projekts gefeiert. Es hat inzwischen als Anregung für andere Schulen gedient, die dieses Projekt der niederschwelligen Deeskalation übernahmen. Lesen Sie hierzu „Im Juni ist was los bei den Energy-Kids“ unter „Lesenswertes.